Die gleichzeitige Anwendung des Blutgerinnungs-Hemmers Clopidogrel und eines Magen-schützenden Protonenpumpen-Hemmers (PPI) kann den Blutfluss zum Herzen verringern und das Infarkt-Risiko erhöhen. Allerdings ist diese Wirkung ja nach verwendetem PPI unterschiedlich stark. Das ist das Ergebnis einer auf dem Europäischen Kardiologenkongress in Stockholm vorgestellte Meta-Analyse von rund 160.000 Patienten, die von Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber (Wilhelminenspital, Wien) und Dr. Jolanta Siller-Matula (MedUni Wien) geleitet wurde.
Nach einer Stent-Implantation wird Patienten häufig zur Vorbeugung von Blutgerinnsel Clopidogrel verordnet. Gegen Magenblutungen als mögliche unerwünschte Wirkung von Clopidogrel werden häufig Protonenpumpen-Hemmer (PPI) eingesetzt – bei der Wiener Untersuchung was das bei 34 Prozent der Patienten der Fall.
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Professor Huber: „Unser Team hat herausgefunden, dass PPI das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse um 29 Prozent erhöhten und das Herzinfarkt-Risiko um 31 Prozent. Positiv war zu vermerken, dass die gleichzeitige Einnahme von Clopidogrel und PPI keine Auswirkung auf die Sterblichkeit hatte, während sich das Risiko von Magenblutungen um 50 Prozent verringerte.“ Frühere Untersuchungen zu diesem Thema hatten widersprüchliche Ergebnisse, und die einzige prospektive klinische Studie wurde weder abgeschlossen noch publiziert.
Bedeutsam ist, dass die verminderte Wirksamkeit von Clopidogrel je nach verwendetem PPI unterschiedlich ausfiel. Negative Effekte auf die Hemmung der Plättchenfunktion mit Clopidogrel wurden vor allem mit Omeprazol beobachtet, während Pantoprazol vergleichsweise sicher erschien. Wünschenswert, so die Studienleiter, seien weitere randomisierte kontrollierte Studien die untersuchen, welche PPI von Clopidogrel-Benützern gemieden werden sollten. Ob diese jedoch aus ethischen Gründen je durchführbar sind ist fraglich.
Dr. Siller-Matula: „Weil jedes Jahr Tausenden Patienten ein Stent implantiert wird, und weil Clopidogrel sehr breit zur Vorbeugung von Blutgerinnsel eingesetzt wird, die zu Herzinfarkten führen können, können unsere Ergebnisse für Patienten signifikante Konsequenzen haben. Wir empfehlen, einen Magenschutz nur dann zu verschreiben, wenn es unbedingt erforderlich ist (z.b. bei Ulcus Anamnese, vorangegangener gastrointestinaler Blutung oder bei Patienten mit erhöhter Blutungsneigung), und dann nur PPI ohne die beschriebenen hemmenden Wirkungen auf die Clopidgrel Aktivierung, wie Pantoprazol.“
Kontakt:
Prof. Dr. Eckart Fleck (Pressesprecher der DGK)
Roland Bettschart, B&K – Medien- und Kommunikationsberatung GmbH
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